iDAI.objects arachne (Kurzform: Arachne) ist die zentrale Objektdatenbank des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln. Sie wird von Reinhard Förtsch administriert und ist Teil der iDAI.welt.
Arachne soll als kostenloses Werkzeug der Internetrecherche für die Archäologie(n) und die Klassische Altertumswissenschaft Objekte und Zustände erschließen helfen und aus Hunderttausenden von Datensätzen schnell auffindbar machen. Dies gilt einerseits für den Bereich der seit langem bestehenden analogen Dokumentationsbestände, die teilweise zerfallsbedroht und immer noch weitestgehend unerschlossen sind: hier wird aktive digitale Erschließung betrieben. Es gilt aber andererseits auch für den Bereich der immer weiter zunehmenden Neuproduktion digitaler Objekt- und Bilddaten: hier gilt eine niedrigstschwellig vorgehende Strukturierung, die auf der Ebene maschinenlesbarer Metadaten Strategien des Semantic Web verwendet. Alle digitalisierten, bildlichen und textuellen Objektinformationen werden langzeitgesichert und weltweit online gehalten.
Zurzeit (Mai 2023) sind 26.034 Benutzer registriert.
Die Datenbank umfasst derzeit 4.723.913 Einträge, darunter:
Die Benutzung der Arachne-Datenbank ist kostenfrei. Die Registrierung ist optional, wird aber empfohlen: Die Bilder werden dadurch in einer höheren Auflösung angezeigt. Außerdem können Sie innerhalb Ihres Accounts Kataloge erstellen und verwalten sowie persönliche Anmerkungen zu den Arachne-Daten machen.
Um Arachne benutzen zu können, brauchen Sie einen modernen Internet-Browser. Unterstützt werden insbesondere aktuelle Versionen von Firefox, Chrome und Safari. Moderne Versionen des Internet Explorer sowie Edge werden ebenfalls unterstützt. In modernen Browsern sind bestimmte Einstellungen automatisch aktiv, die Sie für die Anzeige von Arachne benötigen: Zum einen müssen Sie „Cookies“ von Arachne akzeptieren, zum anderen muss „JavaScript“ aktiviert sein. Falls Ihr Browser Probleme hat, Arachne anzuzeigen, prüfen Sie bitte, ob Cookies oder JavaScript tatsächlich aktiviert sind.
Arachne wird möglichst in der Sprache angezeigt, die in Ihrem Browser als bevorzugte Sprache eingetragen ist, in Ihrem Fall also deutsch. Arachne verwendet die Textkodierung „Unicode (UTF-8)“. Ihr Browser erkennt diese Textkodierung normalerweise automatisch.
Zur optimalen Bilddarstellung beachten Sie bitte die Kalibration von Eye One für Gamma 2.2 und nativen Weißpunkt. Zur Lizenzierung und Bestellung von Bildmaterial siehe hier.
Das Datenbankdesign von Arachne benutzt ein Weltmodell, welches von zwei der einfachsten Grundvoraussetzungen in der Archäologie oder Kunstgeschichte ausgeht: alle Objekte der „realen Welt“ sollen zum einen auf einer sehr allgemeinen Ebene vergleichbar sein und liegen zum anderen in einem Kontext vor. So versucht Arachne, einen der grundlegenden Fehler früherer Datenbanken zu vermeiden, welche ihre Objektmodellierung rein projektorientiert vollzogen und so separate Abteilungen mit immer nur einer kleinen Anzahl von Objekten erzeugten, die untereinander nicht vergleichbar waren, sondern eine voneinander abgeschottete Existenz führten. Alle Objekte in Arachne hingegen haben eine gemeinsame Grundlage von Attributen im Objektmodell, die durch Objektkategorie-spezifische Attribute, zum Beispiel zur Topographie oder Architektur, erweitert werden. So können die allgemeinen Attribute für Abfragen über eine große Anzahl von Objekten genutzt werden, während spezielle Abfragen auch nur Objekte der betreffenden Kategorie finden, die diese Attribute tragen und die Objekte damit vollständig kontextualisiert darstellen.
Arachne versucht, Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Systemen zu schaffen und gleichzeitig die Urheberrechte der Erzeuger zu schützen. Arachne ist ein zentrales Teilsystem innerhalb der iDAI.welt, der Software-Architektur des DAI, die aus verschiedenen miteinander verbundenen Modulen besteht und wo immer möglich, ihre Daten im Open Access anbietet und als Open Source programmiert ist. Die Module (u.a. iDAI.field, iDAI.bibliography, iDAI.Gazetteer) befinden sich in einem steten Entwicklungsprozess durch neue technische und wissenschaftliche Methoden und Möglichkeiten. Interoperabilität wird immer wichtiger, vor allem zwischen Arachne als zentraler Bilddatenbank und den unterschiedlichen, auf Ausgrabungen und Surveys benutzten Geoinformationssystemen (GIS), um bei der Datenhaltung die Redundanz (nicht zu verwechseln mit der redundanten Langzeitsicherung) möglichst gering zu halten.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Unterstützung des Semantic Web, insbesondere durch das Bereitstellen von URIs für alle digital erfassten Objekte. Auch die Einbindung des CIDOC CRM und der Open Archives Initiative ist von großer Bedeutung. Darüber hinaus besitzt Arachne eine mehrsprachige Benutzeroberfläche, derzeit in deutscher, englischer und italienischer Sprache.
Die Politik des Deutschen Archäologischen Instituts und der Arbeitsstelle für Digitale Archäologie zielen auf eine internationale Zusammenarbeit ab, um die komplexen Probleme bei der Verwirklichung dieser Konzepte auch in Zukunft nicht alleine anzugehen. Internationale Kolloquien, die digitale Vernetzung der Akteure und Lehrveranstaltungen an der Arbeitsstelle für Digitale Archäologie an der Universität Köln fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und die Weiterbildung.
Mit Arachne ist zum einen die eigentliche Datenbank, zum anderen die Benutzeroberfläche für diese Datenbank gemeint. Die Datenbank basiert auf MariaDB, einer freien Abspaltung von MySQL. Alle Objektinformationen in der Datenbank werden auf einem mehrfach redundanten Tivoli Storage System langzeitgesichert. In der Vorgängerversion „Arachne 3“ beruhte die Benutzeroberfläche auf PHP / JavaScript und Apache sowie solr zur Indexierung. Mit der aktuellen Version „Arachne 4“ wurde eine konzeptionelle Trennung eingeführt zwischen dem Frontend, das der Benutzer im Internet-Browser sieht, und dem Backend, das die Verbindung zur Datenbank übernimmt. Das Frontend ist eine AngularJS-Anwendung, das Backend ist in Java programmiert und verwendet nun elasticsearch statt solr.
Arachne wurde 1995 als FileMaker-Lösung entwickelt und profitiert seit 2001 von der Einrichtung eines Lehrstuhls für Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung an der Universität zu Köln, dessen Student*innen Arachne als Testumgebung für ernsthafte, realitätsnahe Programmierprojekte benutzen. Dank der signifikanten und kontinuierlichen Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) integriert Arachne seit 2001 auch Negativarchive, die die Kölner Bestände erheblich erweitert haben. So wurden die Archive der Fotografinnen Barbara Malter und Gisela Fittschen-Badura digitalisiert und dokumentiert, und seit 2003 auch die Skulpturennegative des DAI in Rom. Dadurch wuchs der Datenbestand um 40.000 qualitätvolle digitale Aufnahmen antiker Skulptur, die entsprechend wissenschaftlich dokumentiert wurden.
Seit 2004 wird Arachne von einem Konsortium betrieben, dem das DAI und das CoDArchLab der Universität zu Köln angehören. Die Arachne-Datenbank wurde im gleichen Jahr technisch wie semantisch und redaktionell grundlegend umstrukturiert. Die Daten der FileMaker-Lösung wurden exportiert, und die neue Arachne („Arachne 2“) als MAMP-Lösung aufgesetzt. Bedenkt man Arachnes strategische Positionierung als zentrale Objektdatenbank einer Institution, die ca. zwei Millionen Bilder in ihren Archiven beherbergt und ständig neue Sach- und Bilddaten produziert, lässt sich daraus auch der zukünftige Arbeits- und Entwicklungsaufwand ermessen, um diese Informationsbestände wenigstens teil- und schrittweise zu erfassen. Seit 2006 wurden die Glasnegative des DAI in einem von der DFG geförderten, mehrphasigen Projekt (Emagines-Projekt) digitalisiert und in der Arachne-Datenbank bereitgestellt (ca. 150.000 Scans in 60.000 Objektdatensätzen am Projektende).
2008/09 wurde die Benutzeroberfläche von Arachne komplett neu gestaltet („Arachne 3“). Als Partner des CLAROSnet-Projektes wurde 2009 ein multilinguales Interface für Arachne über ein sogenanntes i18n-framework geschaffen. Es bildet die Grundlage für die internationale Sprachausgabe von Arachne.
In den Jahren 2009 und 2012 entstand im Rahmen des Berliner Skulpturennetzwerk-Projektes der Gesamtkatalog der Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, der neu bearbeitete wissenschaftliche Katalogtexte, Bild- und Archivmaterial zu 2.600 Skulpturen umfasst, die seit 2013 in der Arachne frei zugänglich sind. Hinzu kamen ca. 3.500 Gipsabgüsse aus der Berliner Abgusssammlung, die mit den Datensätzen der Originale verknüpft sind.
Ein weiterer größerer Entwicklungsschritt war die digitale Bereitstellung von altertumswissenschaftlichen Stichwerken ohne existierende Urheberrechte durch das zwischen 2009 und 2013 DFG-geförderten Projektes „Rezeption der Antike im semantischen Netz“. Zu den anfänglich 2.300 Stichwerken, die in dem eigens dafür entwickelten TEI-Viewer mit OCR-Volltextsuche bereitgestellt wurden, kamen durch andere kleinere Projekte weitere Bestände an digitale Bücher und Archivalien hinzu. Der Gesamtbestand wird im iDAI.bookbrowser dargestellt, der eine direkte Verknüpfung zwischen den in der Arachne repräsentierten Objekten der „realen Welt“ und ihren textuellen Beschreibungen in den digitalen Büchern ermöglicht. Der iDAI.bookbrowser unterstützt durch seine OAI-Schnittstellen den METS-Metadatenstandard und ist mit externen Online-Portalen (Propylaeum, ZVDD) vernetzt.
Weitere Information zu diesen und anderen Projekten finden sich hier.
Nach einer Beta-Phase in 2016 ist „Arachne 4“ seit 2017 die Standardversion von Arachne (siehe auch den Abschnitt Die Technik).